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Eisenbahnpioniere am Schumkasee

Versteckt im Wald liegt der Schumkasee. Um 1871 begann auf Befehl des Generalsstabs die preußische Armee auf der sechs Hektar großen Wasserfläche den Brückenbau für eine mobile Eisenbahn zu trainieren. Grund waren große Probleme und Missstände mit dem Feldeisenbahnbau im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.

Die Genehmigung zu Bau und Betrieb einer festverlegten Übungsbahn von Kummersdorf, wo sich der Schießplatz befand, zum vier Kilometer entfernten Schumkasee, erteilte im Jahr 1892 der Regierungspräsident in Potsdam.

Am Schumkasee erhielten die Eisenbahnpioniere eine vielseitige Ausbildung.  Sie mussten nicht nur in der Lage sein, zügig ganze Eisenbahnlinien zu verlegen, sondern sie mussten auch sämtliche praktische Regeln des Eisenbahnverkehrs beherrschen. Einmal im Jahr wurde eine Einsatzübung durchgeführt und alle drei Jahre eine Großübung. Bei diesen Übungen wurde das Erlernte in die Praxis umgesetzt, aber immer unter den Bedingungen, wie sie im Kriegsfall vorkommen könnten. Es wurden Kriegsbrücken mit vorbereitetem Materialien (auch Segmenten) sowie Pfahljochbrücken gebaut und Belastungsversuchen unterzogen.

Ab 1890 wurden die Feldbahnen immer weiter ausgebaut und mit den umstehenden Orten verbunden. Dabei wurde der kriegsmäßige Aufbau von Feldbahnen geübt. Es sollen bis zu 100 km Strecke gebaut worden sein. Die Eisenbahnanlagen hatten Normalspur, ein Anschlussgleis stellte die Verbindung zur KME (Berlin-Jüterbog) her. Auf diesem Gelände bauten Eisenbahnpioniere Brücken und Pontons unterschiedlicher Konstruktion, führten Belastungsproben und Sprengungen durch. Im Schumkasee sind noch Brückenpfeiler verschiedener Bauweise vorhanden. Hier befindet sich auch eine etwa 15 m hohe Pyramide, die 1929 zum Gedenken an die gefallenen Eisenbahnpioniere des Ersten Weltkrieges errichtet wurde. Darüber hinaus finden wir ein Pontonprüfbecken zur Dichtigkeitsprüfung, Verladerampen, Gleisanlagen verschiedener Spurbreiten und eine 160 m lange und 32 m breite Modellbauhalle. Sie wurde um 1940 gebaut und ist architektonisch beeindruckend. Die Decke der Halle ist aus Spannziegel gefertigt. In ihr wurden Modell im Maßstab 2:1 von Eisenbahnbrücken gebaut.  1935 wurde hier das Pionier-Lehr- und Versuchs-Bataillons für schweren Brückenbau aufgestellt. Ab 1938 erfolgt der Ausbau zur Kaserne des II. Bataillons des Eisenbahn-Pionierregiments 6 und zur Versuchsstelle Hegesee.

Nach 1945 wurden die gesamten Feldbahnen demontiert und in die Sowjetunion gebracht. Bis 1960 erfolgte die Nutzung durch sowjetische Brückenbaupioniere. Ab 1960 bis 1994 wurde das Kasernengelände von der Garnison ("Militärstädtchen Nr. 1") des Flugplatzes Sperenberg genutzt. DDR Bau-Betriebe erweiterten die Kaserne u.a. mit einer Wohnsiedlung, Kfz-Park, Schule, Kulturhaus, Supermarkt und einer Bäckerei.

Das Gelände habe im Rahmen einer gebuchten Führung vom Verein Museum Kummersdorf besucht. Die Führung war sehr informativ und lehrreich.

Zunächst einige Bilder von den Anlagen direkt am See:

 

Hier sind einige Fotos von Montage- bzw. Modellbauhalle:

Nachfolgend einige Bilder von den Kasernen aus der Kaiserzeit und der Zeit der Wehrmacht. Ein sowjetischer Supermarkteingang ist auch dabei. Die Gebäude sind nach 30 Jahren Leerstand eigentlich nur noch reif für den Abriss.

Auch ein Schießstand aus deutscher Zeit befindet sich am Hegesee:

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