top of page

Der Jägerleitstand und Gefechtsstand des 1. Jagdkorps der Luftwaffe in Treuenbrietzen

​In der Nähe des Treuenbrietzener Krankenhausgeländes wurde Ende 1941 eine Dienststelle der Luftwaffe die der Landesverteidigung diente eingerichtet. Sie nannte sich „Zentrale Gefechtsauswertung für Funkaufklärung“ (ZAF). Besondere Bedeutung erlangte die ZAF für die Führung der Jagdverbände und für Funkstörmaßnahmen zur Reichsverteidigung. Des Weiteren verfügte sie über ein breites Netz an Funkbeobachtungsstellen im Reich und den besetzten Gebieten. Die ZAF ist später wegen ihrer Bedeutung direkt dem Oberkommando der Luftwaffe unterstellt worden.

Mit zunehmenden Kriegsfortschritt stieg die Bedeutung dieser Einheit, die damit auch einen höheren Platzbedarf hatte. 1944 musste sogar das gesamte Krankenhaus geräumt werden. Es zog in die Winterschule, das jetzige Hauptgebäude des Gymnasiums, um. Die Krankenhausgebäude bekamen einen Tarnanstrich. Grund war die Verlegung eines Teils des Oberkommandos der Luftwaffe, darunter das Generalstabskommando des 1. Jagdkorps nach Treuenbrietzen. Das Generalkommando des I. Jagdkorps wurde am 15. September 1943 in Zeist/Holland aus dem Stab des XII. Fliegerkorps aufgestellt. Das Korps unterstand dem Luftwaffenbefehlshaber Mitte, ab Februar 1944 der Luftflotte Reich, das für die Reichsverteidigung zuständig war. Korps-Gefechtsstand war zunächst das Schloß De Breul bei Utrecht in Holland. Im März 1944 verlegte der Stab nach Braunschweig und im Oktober 1944 schließlich nach Treuenbrietzen. Dem Kommando waren fünf Jagddivisionen unterstellt. Von hier wurden dann alle Nachtjägereinsätze in Mitteldeutschland gesteuert. Aber auch die letzten Großeinsätze wurden von Treuenbrietzen aus geplant.

Um den großen Personalbedarf der Führungsstelle abzusichern, sind zahlreiche Nachrichtenhelferinnen aus Schlesien und Österreich hierher versetzt worden. Als gedeckte Führungsstelle für die deutschen Nachtjäger wurde im ehemaligen „Sonnenbad“ des Krankenhauses 1944, unterhalb des „Appelbergs“, ein oberirdischer Bunker gebaut. Dazu entstanden eine eigene Kläranlage und ein Kinosaal für die Besatzung. Das „Sonnenbad“ war entstanden, als man einen Teil des Appelbergs abgetragen hatte, um den Kies zum Bau des Krankenhauses zu verwenden. In Richtung Frohnsdorf im Süden des Krankenhausgeländes (hinter der jetzigen Kita) wurde noch eine Start- und Landebahn für Kurier- und Kommandoflugzeuge vom Typ Fieseler Storch errichtet, deren Motor übrigens bei der Firma Kroeber & Sohn (Gerätewerk) in Treuenbrietzen produziert wurde. Genutzt wurde der Flugplatz u.a. auch von Herrmann Göring, der im März 1945 die Leitstelle besuchte. Zeitzeugen vom Fliegerhorst Altes Lager berichteten, daß es dort ein "gewaltiges Donnerwetter" gab, weil Nachtjäger aus Altes Lager wegen schlechten Wetters nicht so zum Angriff starteten, wie man es aus der Jägerleitzentrale im Beisein von Göring befohlen hatte.

Am 26. Januar 1945 wurde das 1. Jagdkorps aufgelöst und vom IX. Fliegerkorps übernommen und in Treuenbrietzen weitergeführt. Im März 1945  kam auch noch aus Brunnstadt bei Lodz das Luftflottenkommando 6 nach Treuenbrietzen. Ihm unterstanden mehrere Flieger- und Flak- Korps an der Ostfront.

Im Umfeld des Krankenhauses wurden weitere Massivbauten und Holzbaracken errichtet. Einige der Flachbauten werden heute noch von der Krankenhausverwaltung genutzt. Aber auch im Stadtgebiet sind einige sogenannte Luftnachrichtenbaracken zur Unterbringung der vielen Luftwaffenhelferinnen gebaut worden. Das sind z.B. die noch heute stehende ehemalige grüne Holzbaracke des Hortes, jetzt Firma Mauer in der Berliner Straße 9 und die bereits abgerissene Luftnachrichtenbaracke in der Leipziger Straße 175 in der der DDR ein Bauingenieurbüro untergebracht war. Aber auch an der Stelle der Stadthalle stand bis 1996 eine grüne Baracke der Wehrmacht, die aber eher der Horchstelle auf dem Hellberg zuzuordnen war. Der Bunker und die meisten Nebenanlagen wurden nach dem Krieg gesprengt. Heute ist im dichten Unterholz des "Sonnenbads" nichts mehr zu erkennen. Auf den Fundamenten der ehemaligen Fahrbereitschaft in der Neuen-Hufen-Straße wurde Anfang der 80iger Jahre ein Garagenkomlex gebaut. Das gesamte Bunkerlayout könnt Ihr hier sehen.

Luftüberwachungsposten W 73 Krähenberg und Lindberg

​Auf dem jetzt als Moto-Cross-Strecke genutzten Krähenberg wurde im Krieg ein hölzerner Beobachtungsturm errichtet. Später kam noch ein Unterstand dazu. Er gehörte aber nicht zur Jägerleitzentrale. Die Aufgabe der Flugwache bestand Tag und Nacht in der Beobachtung sämtlicher feindlicher Flugbewegungen und deren Meldung über einen Fernsprecher an die Luftwaffe. Das Personal bestand aus einheimischen Handwerkern, die als eine Art Reservisten in Luftwaffenuniform als Melder dienten.  Mit Beginn des Kiesabbaus nach dem Krieg verschwand der Turm. Ein ähnlicher Turm mit gleicher Funktion stand auf dem Lindberg bei Niebel. Die Fundamente sind dort noch vorhanden:

Wenn Ihr wissen wollt wie die Funkaufklärung der Luftwaffe funktionierte schaut diesen ehemals streng geheimen Lehrfilm:

bottom of page