1. Die Steinmühle
Die Steinmühle wurde 1303 als Getreidemühle von den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Zinn erbaut und von diesen betrieben. Bis 1766 wurde die Mühle als Getreidemühle genutzt, bis der damalige Mühlenmeister eine Genehmigung zur Anlegung einer Schneidemühle (Sägewerk) erhielt.
1845 wurde sie wieder abgerissen und danach als Ölmühle wiederaufgebaut. Ende 19. Jahrhunderts wurde auf Dampfkraft erweitert und die Mühle zur Strohpapierstoff-Fabrik umgebaut. Sie wurde auch weiter als Dampfmühle genutzt. 1918 firmiert die Mühle als „G. Thiele Steinmühle“. Inhaber war Emil Gericke, der Schwiegersohn von G.Thiele. 1934 wurde die Dampfmaschine durch einen Motor ersetzt und die Mühle vergrößert.
Heeresmunitionsanstalt K.
1935 entstand auf 200 Hektar eine Heeresmunitionsanstalt. Zunächst wurden Munition und Kartuschen für großkalibrige Geschütze produziert. Die erforderlichen Sprengstoffe kamen aus dem Sprengstoffwerk in Schönebeck. 1938 wurde das Werk um einen Bunker mit acht Tanks für etwa 8000 Tonnen flüssige Kampfstoffe und eine Abfüllanlage erweitert. Die Heeresmunitionsanstalt begann darauf mit der Produktion von Chemiewaffen in Form von Granaten und Fliegerbomben. Die Kampfstoffe kamen hauptsächlich von dem Chemieunternehmen Orgacid. Die Heeresmunitionsanstalt wuchs weiter und im Februar 1943 beschäftigte sie 1150 Personen, davon 300 Zwangsarbeiter. Sie überdauerte den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und wurde im April 1945 von der United States Army besetzt.
Die Amerikaner erbeuteten dort Dokumente zur Chemiewaffenfertigung bevor sie sich im Mai des Jahres zurückzogen und die Rote Armee das Gelände besetzte. Bis 1947 wurden die vorgefundenen Chemikalien in Leergeschosshüllen abgefüllt, diese wurden per Eisenbahn an die Ostsee transportiert, wo sie versenkt wurden. Ein Teil der Kampfstoffe wurde vor Ort verbrannt, ein weiterer Teil in die Sowjetunion verbracht. Auch die Anlagen wurden demontiert und ebenfalls in die Sowjetunion überführt. Die Kampfstoffbunker wurden gesprengt. Von 1952 bis 1956 erfolgte die Verbrennung aus in allen Teilen der DDR gefundenen Kampfstoffen in einer dafür eigens gebauten Verbrennungsanlage.
Später nutzte die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland einen Teil des Geländes als Militärstandort. Der davon nicht betroffene Teil mit der Abfüllanlage wurde vom neu gegründeten VEB Chemiewerk K. übernommen. Produziert wurden Rüstungsgüter wie Handgranaten, Zünder und Landminen, darunter Selbstschussanlage SM-70, die auch in der innerdeutschen Grenze verwendet wurde.
Mit dem Ende der DDR 1990 kam auch das Ende für die Waffenfabrik. 1991 wurden Teile des Chemiewerksgeländes zum Gewerbepark und die Russen zogen ab. 2003 bis 2005 erfolgte die Dekontamination des Geländes der Heeresmunitionsanstalt.
Heute sind nur noch Teile der sowjetisch besetzen Munitionsanstalt sichtbar. Das riesige Gelände ist immer noch in durch Wälle, Mauern und Stacheldraht gesicherte Zonen geteilt. Interessant, dass es innerhalb des Objektes noch separat gesicherte Flächen gab. Die sieht man auch an den internen Wachhäusern und Zäunen. Immer wieder sieht man Bahnschienen, mit denen alle größeren Gebäude verbunden waren. Ansonsten sind die Gebäude alle entkernt.
Das Gelände ist riesig. Bei meinen ersten Besuch habe ich nicht alle Teile des Objektes besichtigen können, da es dunkel wurde. Im November 2020 war ich nochmal dort. Jetzt mit mit dem Fahrrad. Ich habe mir noch die sowjetischen Verwaltungs- und Sozialgebäude angesehen, sowie die Reste der DDR-Waffenfabrik die gerade zum Abriss vorbereitet wurde:
Jetzt noch ein paar Bilder von der DDR-Fabrik. Die noch stehende Gebäude wurden in den 60iger oder 70iger Jahren gebaut. Alle haben große Fensterfronten, damit sich im Falle eines Unfalls die Explosion sofort ins Freie ausdehnt. Interessant auf den ersten Bildern ist die Produktionshalle die vollkommen von einer Splitterschutzwand aus Beton umgeben ist.